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Was für ein Geschenk mein Aufenthalt in dem russischen Dörfchen, Lipowka, (Anfang 1991-Ende 1997) war, wurde mir erst später in meinem  Leben bewusst.

Mein Sein dort fühlte sich an, als wäre eine Uhr in mir stehengeblieben. Eine Uhr, die zu einem großen Teil von meinem bisherigen Umfeld aufgezogen worden war und gegen die ich immer angekämpft hatte.

Das lebendige Pulsieren, das ich in diesem Stillstand ganz langsam wieder in mir zu fühlen begann, war der Beginn meiner Heilung.

Auch Hunde hätte ich sicher nicht wirklich sehen können, wenn ich sie nicht in ihrer ganz eigenen, ursprünglichen Lebensweise erlebt hätte. Mein Zusammenleben mit zehn wilden und halbwilden Hunden führte mich auch ein Stück in die eigene Ursprünglichkeit hinein. Ich danke dem Truppenchef Wanja, der sich bei mir beheimatete und mir eine Welt voller hündischer Kompetenzen zeigte. Das Zusammenleben mit ihm und die jahrelange Beobachtung des reichen Ausdrucksverhaltens der zehnköpfigen Hundegruppe, weckten meine Hingabe und Bewunderung für Hunde. 
 
Ein weiteres Geschenk war das Erleben des Miteinanders der 86 Dorfbewohner in Lipowka. In die Selbstversorgung zurück gefallen, waren sie gezwungen, individuelle Fähigkeiten wieder zu entdecken, durch die sie gemeinsam überleben konnten. Ich habe nie etwas Würdevolleres erlebt, als diese Menschen, die nur sich selbst besaßen und auf keinerlei Überfluss zurück greifen konnten. 

Aus dem  Zusammenschluss aller Fähigkeiten, wie auch aller Unterschiede entstand eine Kraft, die die Menschen im Alter zwischen 65-103 Jahren, abgeschnitten vom Rest der Welt, überleben ließ. Dies hinterließ in mir einen tiefen Eindruck über die Kraft des Zusammenschlusses und die Kraftlosigkeit unserer heute gelebten Abgrenzung voneinander.

Mehr zu Lipowka und dem zehnköpfigen Hunderudel, mit dem ich lebte, in meinem Buch: "Wanja und die wilden Hunde - Mein Leben in fünf Jahreszeiten" und hier:

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